- Über uns
- Das Selbstverständnis hochschuldidaktischer Weiterbildung im HDM
- Bildungsziele und Themenfelder
Über uns
Das Hochschuldidaktische Netzwerk Mittelhessen (HDM) ist eine seit 2007 bestehende Kooperation zwischen der Philipps-Universität Marburg (UMR), der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) und der Technischen Hochschule Mittelhessen (THM) mit der Aufgabe, den Lehrenden an diesen Hochschulen ein hochschuldidaktisches Weiterbildungs- und Beratungsangebot zur Verfügung zu stellen.
Die Ziele des HDM liegen vor allem in der akademischen Personalentwicklung und in der Berufsqualifizierung für Jungakademiker/innen. Damit wird aktiver Beitrag zur Qualitätsentwicklung in der Lehre geleistet. Zugleich verstehen wir uns als Weiterbildungspartner im Zuge einer sich wandelnden Hochschullandschaft und wollen nicht zuletzt ein Diskussionsforum für das akademische Selbstverständnis und die kritische Reflexion von Lehr- und Lernformen sein.
Das HDM orientiert sich an nationalen und internationalen Standards der hochschuldidaktischen Weiterbildung und arbeitet aktiv an deren Weiterentwicklung mit (z.B. in der dghd e.V.). Unsere Gestaltungs- und Qualitätsansprüche sowie die Anforderungen des Netzwerks spiegeln sich in unserem Selbstverständnis und dem angestrebten Kompetenzspektrum wider. Die curriculare Gestaltung des Programms ist daran ausgerichtet.
Zielgruppe sind alle Lehrenden der JLU, der UMR und der THM - seien es Professorinnen und Professoren, Lehrbeauftragte, Privatdozentinnen und Privatdozenten, Lehrkräfte für besondere Aufgaben, Promovierende oder Habilitierende. Das Programm richtet sich ausdrücklich auch an alle Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler, die (noch) keine Lehraufgaben übernommen haben, und steht prinzipiell auch Interessierten außerhalb der beteiligten Hochschulen offen (siehe Teilnahmebedingungen).
Unser differenziertes Weiterbildungsprogramm wird halbjährlich veröffentlicht und ist stets aktualisiert auf dieser Seite unter Veranstaltungen einsehbar. Neben dem themenbezogenen Kompetenzerwerb bietet eine Teilnahme an den Veranstaltungen auch die Gelegenheit, hochschulübergreifend Kontakte zu knüpfen und sich mit Kolleginnen und Kollegen auszutauschen.
Im Rahmen des Weiterbildungsprogramms können die Zertifikate "Grundlagen der Hochschuldidaktik" und „Kompetenz für professionelle Hochschullehre“ abgeschlossen werden. Alle Angebote können grundsätzlich unabhängig von einem Zertifikatserwerb genutzt und durch eine Teilnahmebescheinigung nachgewiesen werden.
Das Selbstverständnis hochschuldidaktischer Weiterbildung im HDM
Ziel der hochschuldidaktischen Weiterbildung ist die Förderung der Kompetenzen, die Lehrende in der Hochschule zur professionellen Ausgestaltung ihrer zentralen Aufgaben im Bereich von Studium und Lehre benötigen. Dazu gehört es, die Lehre in den jeweils vertretenen Fachgebieten lernförderlich zu gestalten, lernziel- und lernergebnisorientiert, transparent und fair zu prüfen, die Studierenden in ihrem Lernprozess zielgerichtet und konstruktiv zu beraten, sich an der Evaluation von Lehrveranstaltungen und Studiengängen zu beteiligen und Ableitungen aus den Ergebnissen für die Weiterentwicklung ihrer Lehre zu nutzen sowie zu innovativen Entwicklungen in Lehre und Studium fachbezogen oder fachübergreifend beizutragen. Die Weiterbildung ermöglicht eine Selbst- und Rollenreflexion und trägt dadurch zur Entwicklung eines professionellen Selbstverständnisses bei.
Die Kernaufgabe des HDM ist die Entwicklung eines umfassenden Qualifikationsprogramms zur didaktischen Weiterbildung der Lehrenden, das zugleich zur Verbesserung der Lehr- und Lernkultur an den beteiligten Hochschulen beiträgt. Der fach- und hochschulübergreifende Austausch unterstützt das gegenseitige voneinander Lernen.
Unsere Weiterbildungsangebote orientieren sich an modernen pädagogischen und andragogischen Grundsätzen, die in besonderer Weise geeignet sind, umfassende Handlungskompetenz nachhaltig zu fördern, und greifen konzeptionell vor allem auf sozial-konstruktivistische didaktische sowie diversitätssensible Ansätze zurück, ergänzt um neuzeitliche Ergebnisse der Gehirnforschung zum Lernen Erwachsener.
Wie allen hochschuldidaktischen Programmen, die sich an den Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Hochschuldidaktik orientieren, liegen auch unserem Veranstaltungsangebot Prinzipien zugrunde, die als Educational Beliefs formuliert und als Grundsätze leitend für das Handeln in der hochschuldidaktischen Weiterbildung sind. Handlungsleitend für uns und unsere Referentinnen und Referenten bzw. Moderatorinnen und Moderatoren ist das folgende Selbstverständnis:
Wir gehen in unseren Veranstaltungen davon aus, dass Lehrende bereits über didaktisches Wissen und Können verfügen und Expertinnen und Experten hinsichtlich der Bedingungen ihres jeweiligen Faches sind. Unser Ziel ist die Erweiterung des didaktischen Repertoires der beteiligten Lehrenden. In der hochschuldidaktischen Weiterbildung werden lebenspraktische Erfahrungen mit Hilfe wissenschaftlicher Erkenntnis methodisch ausgearbeitet. Die individuelle (Weiter-)Entwicklung der Lehrpersönlichkeit steht im Mittelpunkt. Rückmeldung und Anleitung zur Reflexion machen diese für den Einzelnen erfahrbar und kommunizierbar. Eines der wichtigsten Ziele der hochschuldidaktischen Weiterbildung ist dabei die Beförderung einer kooperativen, reflexiven und experimentellen Haltung gegenüber der eigenen Lehre.
Die gezielte Auswahl der hochschuldidaktischen Referentinnen und Referenten bzw. Moderatorinnen und Moderatoren spielt eine besondere Rolle für den Lernerfolg. Wir arbeiten deshalb mit einschlägig qualifizierten, im Hochschulumfeld erfahrenen Personen zusammen. Alle Veranstaltungen werden evaluiert, so dass sich verlässliche Aussagen über die Qualität treffen lassen und wir unser Programm auch unter Berücksichtigung der Rückmeldungen kontinuierlich verbessern können.
Das HDM mit seinen drei Standorten sieht sich als Einheit, gleichzeitig arbeiten wir hochschulspezifisch in hoher Eigenverantwortlichkeit und Selbständigkeit. Dabei übernimmt jede/r von uns Verantwortung sowohl für sich als auch für das Ganze.
Bildungsziele und Themenfelder
Seit 2008 bietet das HDM im Rahmen seines Weiterbildungsprogramms den Lehrenden der beteiligten Hochschulen die Möglichkeit, ihre Lehrkompetenz systematisch weiterzuentwickeln. In diesem Zeitraum hat sich vieles geändert: Die Anforderungen an die Lehrenden sind durch steigende Studierendenzahlen und eine zunehmende Heterogenität von Lerngruppen gewachsen. Die Digitalisierung ist von einer "Randerscheinung" zu einem wichtigen Instrument der Hochschullehre geworden. Die Hochschuldidaktik als wissenschaftliche Disziplin und als Akteurin in der akademischen Personalentwicklung hat neue Erkenntnisse zu Lernprozessen und zu Faktoren des Lernerfolgs gewonnen.
Mit der Reform des HDM-Zertifikats greifen wir diese Veränderungen auf. Wir ermöglichen den Lehrenden durch unser neues Zertifikatsprogramm eine noch bessere Verzahnung unserer Workshops mit ihrer Lehrpraxis und unterstützen sie dabei, ihre Lehre reflektiert und theoretisch fundiert weiterzuentwickeln. Sie haben im neuen Weiterbildungsprogramm darüber hinaus mehr Möglichkeiten als bisher, ihren individuellen Schwerpunkt im Zertifikatserwerb gezielt mit der Erarbeitung eines individuellen Lehrprofils, das ihnen auch für ihre akademische Karriere von Nutzen sein kann, zu verknüpfen.
Das HDM unterstützt alle Lehrenden der beteiligten Hochschulen bei der systematischen und nachhaltigen Weiterentwicklung ihrer Lehre. Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die sich für den Zertifikatserwerb entscheiden, begleiten wir intensiv bei der professionellen (Weiter-)Entwicklung ihrer Lehrkompetenz. Unsere Workshops zeigen Ihnen auf der Grundlage hochschuldidaktischer Konzepte und Methoden stets auch Möglichkeiten zur Übertragung dieser Inhalte auf Ihre eigenen Lehrkontexte auf und sie bieten Ihnen Gelegenheit zum kollegialen Austausch und zur Reflexion Ihrer Lehre.
Durch die enge Verbindung von Theorie, Praxis und Reflexion können Sie sich mit unserem Zertifikatsprogramm zur/zum "Reflective Practitioner" (vgl. Schön 19841) im Hochschulkontext weiterbilden: Als "reflektierte Praktikerin bzw. reflektierter Praktiker im Hochschulkontext" können Sie
- mit Herausforderungen, Veränderungen und Weiterentwicklungen von Lehrprozessen kompetent und begründet umgehen,
- lernergebnis- und studierendenorientiert lehren,
- Lehre aus einer systemischen Perspektive heraus einordnen und (mit)gestalten
- und sich mit dem Selbstverständnis eines/einer professionell Handelnden kontinuierlich reflektiert weiterentwickeln und weiterbilden.
Das HDM hat ein Kompetenzmodell entwickelt (in Anlehnung an Wildt 20102), das unserem Angebot seit 2018 zugrunde liegt:
Das Modell (siehe Abbildung) verdeutlicht die Verzahnung der Kompetenzen: Um als reflektierter Praktiker oder reflektierte Praktikerin im Kontext Hochschule professionell handeln zu können, benötigen Sie verschiedene Kernkompetenzen: Hochschuldidaktische Fachkompetenz, Methodenkompetenz, Sozialkompetenz und Selbstkompetenz. Da Sie sich mit Ihrer Lehrtätigkeit immer in einem bestimmten systemischen Kontext bewegen, sind die Kernkompetenzen in unserem Kompetenzmodell in den Rahmen der System- und Organisationskompetenz eingebettet. Dieser Rahmen wird definiert durch das deutsche Hochschul- und Bildungssystem insgesamt, die besonderen Gegebenheiten der eigenen Hochschule sowie den spezifischen Kontext des eigenen Faches. Letzteren adressieren die beteiligten Hochschulen in ihren internen hochschuldidaktischen Weiterbildungsprogrammen, die den Fokus auf fach- und zielgruppenspezifische Angebote legen, und/oder im Rahmen des individuellen Beratungsangebots. Sich dieser Kontexte bewusst zu sein, deren Einfluss auf Ihre Lehrtätigkeit und Ihre Position zu kennen und Gestaltungsspielräume wahrzunehmen (z.B. bei der Veränderung von Studiengängen, Prüfungsordnungen und Curricula), sind wichtige Kompetenzen für Hochschullehrende. Informationen zu den internen hochschuldidaktischen Programmen finden Sie auf den folgenden Webseiten:
Philipps-Universität Marburg:
https://www.uni-marburg.de/hochschuldidaktik
Justus-Liebig-Universität Gießen:
http://www.uni-giessen.de/hochschuldidaktik
Technische Hochschule Mittelhessen:
https://www.thm.de/zekoll
Die Umsetzung der im Modell fokussierten Kompetenzen erfolgt künftig über folgende hochschuldidaktische Themenfelder:
- Lehren und Lernen ermöglichen: Hochschuldidaktische Grundlagen im Bereich Lehren und Lernen sowie die Organisation und Begleitung von Lernprozessen stehen hier im Mittelpunkt. Um der Forderung einer stärkeren Lernerorientierung ("shift from teaching to learning") gerecht zu werden, liegt ein Fokus auf der Gestaltung partizipativer Lehr-/Lernszenarien.
- Lehrentwicklung im System Hochschule: Lehre findet im System Hochschule statt, das spezifische Vorgaben und Gestaltungsspielräume für Lehrende eröffnet. Die Verortung der eigenen Person und der jeweiligen Lehrveranstaltungen in diesem System spielt eine wichtige Rolle für das Gelingen von Lehr-/Lernprozessen.
- Prüfen: Die Gestaltung von Leistungsüberprüfungen ist eine herausfordernde Aufgabe für Lehrende. Im Zentrum steht die lernzielorientierte Begleitung der Lernenden, mit der eine transparente und gerechte Bewertung einhergeht.
- Beraten und Begleiten: Die Rolle des bzw. der Lehrenden als "Lerncoach" bringt spezifische Anforderungen mit sich. Studierende sollen so angeleitet werden, dass die Lernmotivation erhalten bleibt und eigenverantwortliches Arbeiten und Problemlösungskompetenzen gefördert werden. Dazu gehört auch der professionelle Umgang mit schwierigen Situationen und Konflikten.
- Digitalisierung: Der Einsatz digitaler Medien erlangt im Hochschulkontext eine immer bedeutendere Rolle. Die neuen Gestaltungsmöglichkeiten und deren sinnvolle Einbettung in hochschulische Lehrkontexte sind für eine zeitgemäße Lehre essentiell.
- Lehrevaluation: Evaluationsstrategien und Hintergrundwissen zur Gestaltung von Evaluationen sind notwendig für die Qualitätssicherung der Lehre. Sie dienen zudem der Selbstreflexion und der eigenen Profilierung.
- Vielfalt gestalten: Die zunehmend heterogene Studierendenschaft erfordert einen professionellen Umgang mit Vielfalt. Durch die Unterstützung von individuellem Lernen gelingt es, Benachteiligungen, beispielsweise aufgrund von Geschlecht, Herkunft oder gesundheitlichen Beeinträchtigungen, zu vermeiden sowie die Chancen, die die Heterogenität eröffnet, produktiv wahrzunehmen.
1 Schön, Donald A.: The Reflective Practitioner: How Professionals Think in Action, New York 1984.
2 Wildt, Johannes: Guidelines for Educators. "From the sage on the stage to the guide at the side". In: Neues Handbuch Hochschullehre (NHHL). J 1.8, 2010.